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Libori - Kirche, Kultur und Kirmes

Am 23. Juli gedenkt man in Paderborn dem hl. Liborius. Er ist nicht nur Stadtpatron, sondern auch Patron des Doms und des Erzbistums Paderborn. Die Reliquien des hl. Liborius werden im Dom aufbewahrt. In der Stadt finden wir an zahlreichen Orten Skulpturen und Bilder vom hl. Liborius beziehungsweise Symbole und Namen, die mit seiner Geschichte verbunden werden.

Jedes Jahr wird ab dem Samstag nach dem 23. Juli neun Tage lang Libori gefeiert. Die kirchlichen Feierlichkeiten beginnen mit der Aussetzung des Liborischreins am Samstag. Am Sonntag und am Dienstag folgen Prozessionen, bei denen der Schrein durch die Stadt getragen wird, bis das so genannte Triduum, der hl. Dreitag am Dienstag mit der Beisetzung der Reliquien des Liborius in der Krypta des Domes endet. Begleitet werden die kirchlichen Feierlichkeiten von einem Volksfest, welches ganz Paderborn verwandelt und jährlich über eine Million Besucher zählt. Um den Dom herum findet der Pottmarkt statt, in der Innenstadt erwarten die Libori-Gäste vielfältige kulinarische und kulturelle Highlights und auf dem Liboriberg lockt eine bunte Kirmes.

Doch wer war Liborius eigentlich und was hat es mit seiner Verehrung auf sich? Liborius lebte im 4. Jahrhundert und war Bischof von Le Mans. Seine Amtszeit, in der er zahlreiche Kirchen gründete sowie insgesamt über 400 Priester und Diakone geweiht haben soll, erstreckte sich über 49 Jahre. Der berühmte Bischof von Tours, auch als Sankt Martin bekannt, war mit Liborius befreundet und stand ihm wohl so nahe, dass er an seinem Todestag im Jahre 397 bei ihm war.

In Verbindung mit der Umbettung des Leichnams Liborius ist zum ersten Mal von Wunderzeichen die Rede, welche seine Verehrung als Heiligen förderten. Gleichzeitig suchte man in Paderborn nach Heiligenreliquien, die den Glauben der Menschen festigen sollten. Im Frühjahr 836 kam es tatsächlich dazu, dass Bischof Aldrich von Le Mans die Reliquien des hl. Liborius an den Paderborner Bischof Baduard verschenkte. Beide Kirchen schlossen in diesem Zusammenhang den Liebesbund ewiger Bruderschaft, um das Andenken an den hl. Liborius immer in Ehren zu halten und sich als Kirchen gegenseitig zu unterstützen.

Der Bedeutungszuwachs der Liborius-Verehrung zeigt sich beispielsweise im 11. Jahrhundert, als Bischof Imad einen goldenen Schrein für die Reliquien des Heiligen anfertigen ließ. Im Zusammenhang der Auseinandersetzungen des Dreißigjährigen Krieges wurde Paderborn 1622 von den Truppen Herzog Christians von Braunschweigs besetzt. Er ließ den Schrein einschmelzen und daraus die sogenannten Pfaffenfeindtaler herstellen. Auch die Reliquien des hl. Liborius stahl er, welche erst im Jahre 1627 zurück nach Paderborn gelangten. Den neuen Schrein stifteten Wilhelm von Westphalen und seine Ehefrau Elisabeth von Loe. Er ist ein Werk des Goldschmieds Hans Krako und kann noch heute in der Schatzkammer des Diözesanmuseums oder während der Libori-Prozessionen bewundert werden.

Auf den Dachplatten des Schreins sind die Dompatrone Liborius und Kilian dargestellt. Liborius hält ein aufgeschlagenes Buch in seiner Hand, auf dem sich kleine Steine befinden. Sie weisen darauf hin, dass Liborius vor allem bei Steinleiden als bewährter Helfer gilt, weshalb der Heilige oft mit diesem Attribut abgebildet wird. Als weiteres Symbol für den hl. Liborius gilt die Pfauenfeder oder der Pfau. Eine Legende berichtet, dass ein Pfau – während der Überführung der Reliquien von Le Mans nach Paderborn – der Prozession vorangeflogen sei und den Weg gewiesen habe. In Paderborn angekommen, habe sich dieser auf die Spitze des Domes gesetzt und sei gestorben.

Ein Text von Linda Michalke

Literatur

Niggemeyer, Margarete: Eine Wolke von Zeugen. Die Heiligen im Hohen Dom zu Paderborn. Paderborn 2007.

Niggemeyer, Margarete: Verehrt im Goldschrein – der wahre Domschatz. In: Beaugrand, Günter (Hrsg.): Sankt Liborius. Schutzpatron im Strom der Zeit. Paderborn 1997, S. 83–90.

Nitschke, Anke/Schäfers, Stefanie: Der heilige Liborius und seine Spuren in Paderborn. Paderborn 2011.

Rick, Hermann-Josef: Neue Zeitrechnung nach St. Liborius. In: Beaugrand, Günter (Hrsg.): Sankt Liborius. Schutzpatron im Strom der Zeit. Paderborn 1997, S. 25–29.

Stambolis, Barbara: Libori. Das Kirchen- und Volksfest in Paderborn. Eine Studie zu Entwicklung und Wandel historischer Festkultur (Beiträge zur Volkskultur in Nordwestdeutschland 92). Münster/New York 1996.

Stambolis, Barbara: Geschichte des Kirchen- und Volksfestes, Bd. 12: Paderborn. Geschichte in Bildern – Dokumenten – Zeugnissen. Paderborn 1998.

Von Rüden, Wilfried: 1622–1627: Irrfahrt mit glücklichem Ausgang. In: Beaugrand, Günter (Hrsg.): Sankt Liborius. Schutzpatron im Strom der Zeit. Paderborn 1997, S. 73-78.

 

Liborifest 2023: 22. Juli bis 30. Juli 2023